Orthodoxe-Gesänge


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Balakirew

Sortierung nach Komponisten

Balakirew, der Sohn eines Beamten und einer Pianistin, erhielt den ersten Klavierunterricht von seiner Mutter. Durch seinen Lehrer Karl Eisrich machte er um 1850 die Bekanntschaft mit dem musikinteressierten Gutsherren Alexander Ulybyschew, der ihn als Pianisten und Dirigenten engagierte. 1853 besuchte er zusammen mit seinem Freund, dem späteren Schriftsteller Pjotr Boborykin, die Universität Kasan als nicht immatrikulierter Mathematikstudent, machte sich in Kasan einen Namen als Pianist und erteilte einige Klavierstunden. 1855 nahm Ulybyschew ihn mit nach St. Petersburg, wo Balakirew mit Michail Glinka in Kontakt trat und sich für dessen Vision einer nationalen russischen Musik begeistern konnte. Glinkas Fürsprache öffnete Balakirew weitere Kreise des Petersburger Musiklebens, sodass er in den folgenden Jahren die späteren Mitglieder des so genannten Mächtigen Häufleins kennenlernen konnte. Nachdem sich gegen Ende des Jahres 1862 Alexander Borodin angeschlossen hatte, war die Bildung der Gruppe der Fünf abgeschlossen. Balakirew nahm hierbei die Funktion eines Lehrers und Mentors ein und beaufsichtigte seine kompositionstechnisch unerfahrenen Freunde, indem er ihnen Anweisungen zum Schreiben von Sinfonien gab. Im selben Jahr gründete er die Musikalische Freischule als konkurrierende Institution zum Sankt Petersburger Konservatorium. An der Freischule wurde er Assistent des Direktors Gawriil Lomakin. Daneben unternahm er in den 1860er Jahren einige Reisen durch den Kaukasus und die Wolgaregion, um Volkslieder zu sammeln. Von 1867 bis 1869 leitete er die Konzerte der Russischen Musikgesellschaft als Nachfolger von Anton Rubinstein.

Bedingt durch mangelnde öffentliche Anerkennung und die zunehmende Emanzipation seiner Schüler geriet Balakirew etwa 1870 in eine tiefe Sinnkrise, die sich u.a. in religiösem Fanatismus äußerte. Außerdem hörte er auf, zu konzertieren und zu komponieren, gab 1873 die Leitung der Musikalischen Freischule an Rimski-Korsakow ab und nahm eine Stelle als Eisenbahnbeamter an. Erst 1876 wandte er sich wieder der Musik zu. 1881 wurde er mit der Herausgabe der neu harmonisierten russisch-orthodoxen Liturgie beauftragt und übernahm im selben Jahr wieder die Leitung der Musikalischen Freischule, die er bis 1908 innehatte. Zwei Jahre später wurde er außerdem Dirigent der Hofsängerkapelle, was er bis 1894 blieb. In diesem Jahr hatte er seinen letzten öffentlichen Auftritt als Pianist in Zelazowa Wola, dem Geburtsort von Chopin, anlässlich der Einweihung eines Denkmals für den polnischen Komponisten. Eine Pension von 3000 Rubeln jährlich von der Hofsängerkapelle ermöglichte Balakirew ein weitgehend sorgenfreies Leben. In seinen letzten Lebensjahren war er kompositorisch sehr produktiv und vollendete einige Werke, die er zum Teil vor mehreren Jahrzehnten begonnen hatte.


Tonsprache
Als ausgebildeter Pianist folgte Balakirew zunächst dem Vorbild Frédéric Chopins und komponierte brillante Salonstücke. Die Begegnung mit Michail Glinka sorgte aber für einen Sinneswandel. Er wandte sich von nun an der Schaffung eines original russischen Nationalstils zu, der sich v.a. durch die Verwendung russischen Liedgutes und Tänzen auszeichnete. Dies brachte eine bis dahin ungekannte Verwendung von Kirchentonarten und ungewöhnlichen Harmonien mit sich. Daneben sticht eine Vorliebe für Orientalismen ins Auge, insbesondere für Melodien aus dem Kaukasus. Außerdem orientierte er sich an Franz Liszt, dessen Einfluss aber weniger stilistisch als vielmehr in der Formgebung, d.h. in der Gattungswahl, in der Verarbeitung von Themen und im Klaviersatz, erkennbar ist. So entwickelte Balakirew ausgehend von Michail Glinka eine zutiefst russische Musik, die sich selbst im Gegensatz zu der westlichen (und besonders italienischen) Musik sah. Durch seine Eigenschaft als Leitfigur des „Mächtigen Häufleins“ konnte Balakirew seine Ideale an andere Komponisten weitergeben, mit denen er die russische Musik entscheidend prägen sollte. Problematisch an seiner Lehrtätigkeit war v.a. der Verzicht auf technische Übungen und Musiktheorie. Balakirew hatte selbst nie Kompositionsunterricht erhalten, sondern sich seine Kenntnisse durch Partiturlesen etc. angeeignet. Er glaubte ohnehin, dass technische Übungen der Inspiration hinderlich seien und die Musik "verwestlichen" würden. Seinen Schülern jedoch bereitete der Mangel an technischer Fertigkeit teilweise nicht unerhebliche Probleme.


Bedeutung

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Vokalwerke

1. Sechs Antiphone - für gemischten Chor nach biblischen Texten, 1880-90

2. Christus ist auferstanden - für Frauen- oder Kinderchor nach biblischen Texten, 1887, für gemischten Chor, 1906

3. Hymne zu Ehren des großen Führers Georgi Wsewolodowitsch - für gemischten Chor nach Lichatschow, 1889

4. Die goldene Zeit ist nun vorbei - für dreistimmigen Frauenchor, 1891

5. Hymne zu Ehren der erhabenen Patronin des Polozker-Mädchenschule - für vierstimmigen Frauenchor mit Klavierbegleitung, 1898

6. Unter dem Schatten Deiner überreichen Barmherzigkeit - Hymne für Frauenchor, 1899

7. Russisches Gebet - Hymne für Frauenchor nach Puschkin, 1899

8. Preist den allmächtigen Gott - Hymne für vierstimmigen Frauenchor, 1902

9. Wir singen dir eine Hymne, unsere Schule - Hymne für Frauen- oder Kinderchor nach Lebedinski, 1902

10. Abschied für immer, unser unvergessener Himmel - für dreistimmigen Frauenchor, 1908


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